Arnika (Arnica montana)
Viele Jahrhunderte lang wurden die Blüten der Arnica montana bei Haut-
reizungen oder -entzündungen angewendet. Genaue Untersuchungen
darüber, wie die molekularen Wirkmechanismen der Arnika-Extrakte
entzündliche Prozesse genau hemmen, haben zu bedeutenden Ent-
deckungen geführt, die nun Patienten helfen, die dieses Arzneimittel
bei Blutergüssen, Verstauchungen, Entzündungen der Haut und
Schleimhaut und rheumatischen Beschwerden anzuwenden. Aufgrund der Umweltrisiken, die mit einer übermäßigen Ausbeutung dieser Pflanzenart verbunden sind, wurde im Alpenraum zielgerichtet eine innovative und nachhaltige Kultivierung und Anbau der Pflanze entwickelt.
Beispiele für Erfolge der Arzneipflanzenforschung
Artemisinin
Pflanzliche Verbindungen hatten schon immer eine große Bedeutung für die Malariatherapie (z.B. Chinin). Artemisinin wurde aus der alten chinesischen Arzneipflanze Artemisia annua isoliert. Die Erforschung dieser Verbindung erstreckt sich bereits über mehr als 30 Jahre, mit dem Ergebnis, dass ein heute in fast allen Ländern zugelassenes Arzneimittel zur Anwendung gegen Malaria als Basistherapie zur Verfügung steht. Es handelt sich um eines der wirksamsten Anti-Malaria-Mittel, über das wir heute verfügen. Die Entdeckerin Tu Youyou wurde 2015 dafür mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet.
Curcuma
Basierend auf der wohlbekannten Verwendung von Curcuma aus dem Rhizom vom Curcuma longa wurde der Hauptbestandteil, das Curcumin, intensiv im Hinblick auf eine Reihe therapeutischer Anwendungsmöglichkeiten untersucht, z.B. Alzheimer-Krankheit, dyspeptische Beschwerden, Entzündungshemmung und Krebsprävention.
Drachenblut (Croton lechleri)
Im Jahr 2012 wurde ein Präparat, das aus dem im perua-nischen Amazonasgebiet wachsenden Drachenblutbaum (Croton lechleri - Sangre de drago) gewonnen wird, von der
US-amerikanischen Arzneimittelbehörde als erstes pflanzliches Arzneimittel zur Behandlung der mit einer HIV/AIDS-Infektion einhergehenden Diarrhoe zugelassen. Dies erfolgte auf Grundlage langjähriger Forschungsarbeiten zur Ethnobotanik, Chemie, Pharmakologie, Sicherheit und schließlich auch zur klinischen Wirksamkeit der Pflanze. Es wurde nachgewiesen, dass Proanthocyanidin-Oligomere die klinisch wirksamen Bestandteile sind, die eine breite Wirkung gegen eine Vielzahl von Viren entfalten sowie im Verdauungstrakt die Elektrolyt- und Flüssigkeitssekretion beeinflussen.
Galantamin
Nach intensiven multidisziplinären Forschungsarbeiten wurde der Naturstoff Galantamin aus dem Kaukasischen Schneeglöckchen (Galanthus woronowii) als einer der wichtigsten heutigen Arzneistoffe zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit identifiziert.
Es ist ein hochspezifischer Enzymmodulator im Gehirn, der durch seine Wirkung die Konzentration des Neurotransmitters Acetylcholin erhöht. Klinische Studien zeigten, dass Galantamin die kognitive Leistungsfähigkeit der Patienten signifikant steigert. Hinter diesem Erfolg stecken lange Jahre der Grundlagenforschung und Anwendungsstudien.
Echinacea purpurea
Präparate mit Echinacea purpurea und anderen Echinacea-Arten werden häufig zur Behandlung von Erkältungen und zur Modulation des Immunsystems eingesetzt. In den letzten 50 Jahren wurden zahlreiche Forschungsprojekte zu den
wirksamen Bestandteilen von Echinacea durchgeführt, zu deren Wirkmechanismus und zur klinischen Wirksamkeit.
Im Hinblick auf eine nachhaltige Nutzung und zur Produktion von Pflanzenmaterial mit gleichbleibender Qualität wurde ein nachhaltiger Anbau der Pflanze entwickelt. Polysaccharide, Glykoproteine sowie Alkamide wurden als immunmodulierende wirksame Bestandteile identifiziert und es wurden Wirkmecha- nismen beschrieben, die eine Erklärung für den Effekt liefern.